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Borax peng sha

Borax oder Natriumtetraborat, chemische Formel Na2B4O7·10H2O, ist das Natriumsalz der Borsäure (H3BO3). Die Dosis wird mit 1,5 bis 3 g angegeben [1]. In der chinesischen Pharmakopöe ist es nicht enthalten. Borsäure, die toxikologisch mit Borax vergleichbar ist [2], wurde auch in westlichen Ländern bis in die 70er Jahre medizinisch verwendet, vor allem zu antiseptischen Zwecken, üblicherweise als 5%ige wässrige Lösung. Wegen ihrer schwachen Wirkung mit schmalem Wirksamkeitsspektrum und der Möglichkeit akuter und chronischer Vergiftungen wurde diese Verwendung weitestgehend verlassen. Seit 1891 wurde über mehr als 170 schwere Borintoxikationen berichtet, von denen 91 tödlich verliefen [3]. Die minimale humanlethale Dosis wird für Erwachsene zwischen 15 und 20 g angegeben, für Kinder mit 3 bis 5 g. Wiederholte kleine Dosen sollen gefährlicher sein als eine einzige akute Aufnahme [4]. Symptome der chronischen Boraxvergiftung sind relativ unspezifisch: Haarausfall, Anämie, Menstruationsstörungen, Hautveränderungen Appetitverlust, Erbrechen, chronische Diarrhö, schließlich kann es zu Anfällen und zum Tode kommen.

Auch bei äußerlicher Anwendung können Vergiftungen auftreten. Durch die intakte Haut werden Borax und Borsäure nur wenig resorbiert. Anders verhält es sich bei verletzter oder entzündeter Haut. In einer Zusammenstellung aller bis dahin veröffentlichten Vergiftungsfälle durch Borax bzw. Borsäure aus dem Jahre 1962 finden sich 83 Todesfälle. Von diesen waren 23 durch Anwendung von Borsäure, meist als Pulver, auf die Haut der Windelregion von Säuglingen hervorgerufen worden, 35 durch Unfälle, d.h. Verwechslungen, und 25 Fälle durch medizinische Anwendungen. Unter diesen waren nur 2 durch orale Zufuhr, 8 durch Spülen von Körperhöhlen, Wunden, Abszessen und dergl. und 6 durch die externe Behandlung von Verbrennungen verursacht worden [5].

Borax ist wegen seiner geringen therapeutischen Breite auch im Rahmen der Chinesischen Medizin als obsolet anzusehen [1].

Literatur:

  1. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  2. Wolf HU. Gifte: Borsäure. In: von Bruchhausen F, Dannhardt G, Ebel S, et al., eds. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Bd. 3. 5th ed. Berlin: Springer Verlag, 1992:200-1
  3. Kramer A, Rózsahegyi I and Weuffen W. Borsäure und ihre Verbindungen. In: Kramer A, Berencsi G and Weuffen W, eds. Band I. Grundlagen der Antiseptik. Teil 5: Toxische und allergische Nebenwirkungen von Antiseptika. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1983:223-224
  4. Stewart NJ, McHugh TP. Borates. In: Haddad LM, Winchester JF, eds. Clinical management of poisoning and drug overdose. 2nd ed. Philadelphia: W. B. Saunders Company, 1990
  5. Valdes-Dapena MA, Arey JB. Boric acid poisoning. Three fatal cases with pancreatic inclusions and a review of the literature. J Pediatr 1962;61:531-45
Calomel qing fen

Hierbei handelt es sich um Quecksilberchlorid (Hg2Cl), die Dosis wird heute mit 0,1 bis 0,2g 1 bis 2mal täglich angegeben [1]. Als hochreines Produkt hat es eine relativ geringe Toxizität, da es schlecht in Wasser löslich ist. Unter Einwirken von Licht oder durch Erhitzen in Lösung zerfällt es in Hg und hochtoxisches HgCl2 [2] und ist daher deutlich gefährlicher als Cinnabaris. Eine Pille täglich über 5 Tage mit einer Gesamtdosis von 8,6g Calomel führte bei einer 50jährigen Chinesin zum Tode. Ein 4jähriger Junge zeigte unter einem Präparat, das nur 0.0096g Quecksilber pro Dosiseinheit enthielt, aber überdosiert wurde, Zeichen einer Quecksilber­vergiftung mit neurologischen Symptomen, die nicht voll reversibel waren [3]. Langzeitanwendung führte zu pathologischen Veränderungen an der Leber, dem Herz und der Niere [4].

Calomel wurde traditionell deutlich weniger verwendet als Cinnabaris und ist wegen seiner Instabilität als gefährlicher einzuschätzen. In Deutschland ist es als Arznei­mittel nicht verkehrsfähig und wegen seiner ungünstigen Nutzen-Risiko-Relation nicht akzeptabel, das gilt auch für die äußere Anwendung.

Literatur: 

  1. Chinese Pharmacopoeia Commission. Pharmacopoeia of the People's Republic of China. Vol. I. Beijing: People's Medical Publishing House, 2005
  2. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  3. Kang-Yum E, Oransky SH. Chinese patent medicine as a potential source of mercury poisoning. Vet Hum Toxicol 1992;34:235-8
  4. Yu WD, Foster HD and Zhang TY. Discovering Chinese mineral drugs. J Orthomolecular Med 1995;10:31-58
Cinnabaris zhu sha

Bei Cinnabaris handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Mineral, das Quecksilber­sulfid (HgS) enthält. Dieses wird sehr schlecht resorbiert. Autoren auch aus heutiger Zeit spielen teilweise das Risiko herunter und behaupten, es werde gar nicht resorbiert und sei daher unschädlich. Wenn es gar nicht resorbiert würde, stellt sich die Frage, wie es denn eine Wirkung entfalten sollte. Tatsächlich werden bei oraler Aufnahme knapp 0,2% resorbiert, die sich zum großen Teil in der Niere anreichern. Ins Gehirn gelangt etwa ein Zehntel dieser Menge. Über die Aufnahme über die Haut ist wenig bekannt [1]. Vergiftungserscheinungen sollen ab einer Dosis von 1,0-1,5g täglich über 30 Tage vorkommen [2]. Bei längerer Anwendung sind chronische Quecksilbervergiftungen bekannt geworden [3]. Zhu berichtet von 5 Fällen von Darmentzündungen oder toxischen Nephropathien, die unter Anwendung von Cinnabaris-haltigen Fertigarzneimitteln auftraten [4]. Die meisten Vergiftungen sind allerdings durch Überdosierung oder fehlerhafte Anwendung zustande gekommen, ein Patient verstarb nach der Einnahme von 100g [4]. In der offiziellen Chinesischen Pharmakopöe wurde die Tagesdosis von 0,3 bis 1,5g im Jahre 1977 auf 0,1 bis 0,5g in der Ausgabe von 2005 herabgesetzt [1]. Im klassischen Rezept zhu sha an shen wankommt man auf eine Tagesdosis von 1,4 bis 4,2g (errechnet nach [5]). Es darf auch nur durch Verreiben in Wasser gereinigtes Cinnabaris verwendet werden, damit andere besser lösliche und damit toxischere Verbindungen entfernt werden. Sehr gefährlich wird es, wenn Cinnabaris erhitzt wird, daher darf es auf keinen Fall im Dekokt mitgekocht werden. Ein 87jähriger Mann verstarb, nachdem er, um sein Fußulkus zu heilen, Cinnabaris entflammt und die Dämpfe eingeatmet hatte, trotz intensiver Therapie an Lungenversagen [6].

Bei sachgemäßer Anwendung unter Verwendung eines gereinigten Produktes, Beachtung der Höchstdosis und Vermeidung einer längeren Behandlungsdauer ist die Toxizität wahrscheinlich gering, die therapeutische Breite aber auch. Die chronische Quecksilber­vergiftung ist wegen ihrer unspezifischen Symptome schwer zu diagnostizieren. Die Öffentlichkeit ist bezüglich Quecksilberbelastung durch Amalgam sehr sensibilisiert, und der Vertrieb von Cinnabaris als Arznei ist rechtlich nicht zulässig. Ein Großteil der Patienten, die Chinesische Arzneitherapie anwenden, dürfte Amalgamfüllungen ablehnen und kein Verständnis dafür aufbringen, dass ihnen Quecksilber über chinesische Medizin zugeführt werden sollte. Die leicht mögliche Fehlanwendung durch Erhitzen und die nicht überprüfbare Qualität machen die Anwendung von Cinnabaris – abgesehen vom rechtlichen Verbot – gänzlich unakzeptabel, das gilt auch für die äußere Anwendung. Vom Bezug über das Internet ist strikt abzuraten.

Literatur:

  1. Liu J, Shi JZ, Yu LM, Goyer RA and Waalkes MP. Mercury in traditional medicines: is cinnabar toxicologically similar to common mercurials? Exp Biol Med 2008;233:810-7
  2. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  3. Yu WD, Foster HD and Zhang TY. Discovering Chinese mineral drugs. J Orthomolecular Med 1995;10:31-58
  4. Zhu TZ. [Analysis of the toxicity of Chinese mineral medicine] (in Chinese). Zhejiang Zhongyi Zazhi 1986;21:354-356
  5. Scheid V, Bensky D, Ellis A and Barolet R. Formulas & Strategies. 2nd ed. Seattle, WA: Eastland Press, 2009
  6. Ho BS, Lin JL, Huang CC, Tsai YH and Lin MC. Mercury vapor inhalation from Chinese red (Cinnabar). J Toxicol Clin Toxicol 2003;41:75-8
Lithagyrum mi tuo seng

Lithargyrum besteht hauptsächlich aus Bleioxid (PbO), weitere mögliche Bestandteile sind Bleidioxid (PbO2), metallisches Blei, Aluminium, Silizium, Eisen, Calcium, Magnesium und Siliziumdioxid (SiO2), die orale Dosis wird mit 0,3 bis 0,9g angegeben [1]. Überwiegend wird/wurde es zur externen Anwendung eingesetzt. In der aktuellen Chinesischen Pharmakopöe ist es nicht enthalten.

Lithargyrum ist heute wegen seines Bleigehaltes nicht mehr verkehrsfähig und unter heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr akzeptabel. Auch durch intakte Haut wird Bleioxid resorbiert, in gesteigertem Maße durch geschädigte Haut. Eine Kalkulation aus in vitro-Ergebnissen mit Bleioxid auf menschlicher Haut kommt zu dem Schluss, dass eine Aufnahme über die Haut die Blutbleikonzentration substantiell erhöhen kann [2].

Literatur:

  1. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  2. Filon FL, Boeniger M, Maina G, Adami G, Spinelli P and Damian A. Skin absorption of inorganic lead (PbO) and the effect of skin cleansers. J Occup Environ Med 2006;48:692-9
Minium qian dan

Hierbei handelt es sich um rotes Bleioxid (Pb3O4) als natürlich vorkommendes Mineral. Die Dosis wird mit 0,3 bis 0,6 g in Pillen oder als Pulver angegeben, die maximale Einzeldosis mit 1,5 g [1]. Überwiegend wird/wurde es aber zur externen Anwendung eingesetzt. In der chinesischen Pharmakopöe ist es nicht aufgeführt. Es gibt verschiedene Berichte über Bleivergiftungen unter Minium. Darunter ist auch ein Todesfall, der nach 13 Tagen unter einer täglichen Dosierung von 1,5 g per os auftrat [2].

Minium, das früher z.B. bei der Behandlung der Epilepsie seine Berechtigung gehabt haben mag, ist heute wegen seines Bleigehaltes nicht mehr verkehrsfähig und unter heutigen Sicherheitsstandards nicht akzeptabel. Unter Behandlung der Epilepsie mit einem Minium-haltigen Fertigpräparat kam es zu Übelkeit, Hyperemesis und abdominalen Koliken [2]. Auch durch intakte Haut können verschiedene anorganische Bleiverbindungen, u.a. PbO, resorbiert werden [3, 4]. Für Pb3Oscheint es diesbzgl. keine Daten zu geben, doch muss man postulieren, dass hierfür nichts anderes gilt. Durch alterierte Haut werden auch Verbindungen aufgenommen, die durch intakte Haut nur schwer penetrieren [5].

Literatur:

  1. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  2. Zhu TZ. [Analysis of the toxicity of Chinese mineral medicine] (in Chinese). Zhejiang Zhongyi Zazhi 1986;21:354-356
  3. Filon FL, Boeniger M, Maina G, Adami G, Spinelli P and Damian A. Skin absorption of inorganic lead (PbO) and the effect of skin cleansers. J Occup Environ Med 2006;48:692-9
  4. Sun CC, Wong TT, Hwang YH, Chao KY, Jee SH and Wang JD. Percutaneous absorption of inorganic lead compounds. AIHA J (Fairfax, Va) 2002;63:641-6
  5. Nielsen JB, Nielsen F and Sorensen JA. Defense against dermal exposures is only skin deep: significantly increased penetration through slightly damaged skin. Arch Dermatol Res 2007;299:423-31
Papaveris Pericarpium ying su ke

Hierbei handelt es sich um die Samenkapseln des Schlafmohns, aus denen Opium gewonnen wird. Medizinisch wird der Schlafmohn schon seit mindestens 6000 Jahren verwendet. Die Samenkapseln und andere Pflanzenteile unterliegen in Deutschland den Restriktionen des Betäubungsmittelgesetzes, andere Länder, auch China, haben ähnliche Gesetze. Bekanntlich ist Opium eine suchterzeugende Substanz, aus der Morphin und weitere pharmazeutisch bedeutsame Alkaloide isoliert werden. Die Verwendung der Samenkapseln erlaubt nicht die Einhaltung einer exakten Dosierung, wie sie für einen derartigen Stoff erforderlich wäre und ist daher obsolet. Gegen seinen kontrollierten Einsatz in Form eines standardisierten Produktes würden medizinisch gesehen allerdings keine Sicherheitsbedenken bestehen.

Realgar xiong huang

Realgar ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das im Wesentlichen aus der Arsen-Schwefel-Verbindung As4S4 besteht. Durch seinen Gehalt an Arsen ist es nicht mehr zeitgemäß. In der aktuellen chinesischen Pharmakopöe wurde die Dosierung deutlich auf 0,05-0,10 g (50-100 mg) pro Tag abgesenkt [1]. Das Mittel ist ein relativ häufiger Bestandteil traditioneller chinesischer Rezepturen. Bei Anwendung der klassischen Formel an gong niu huang wan kommt man auf eine Tagesdosis von bis zu ca. 1,0 g (errechnet nach [2]).

Die Toxizität verschiedener Arsenverbindungen unterscheidet sich erheblich. Realgar ist darunter relativ wenig toxisch. Unter Hitzeeinwirkung kann jedoch das hochtoxische As2O3 entstehen. In der Literatur finden sich zahlreiche Fälle von Arsenvergiftungen unter Realgar [3]. Anzeichen der chronischen Arsenvergiftung sind Hautveränderungen, neurologische, Leber- und Verdauungsstörungen sowie Lungen- und Hautkrebs [4]. In Singapur wurden in den 70er Jahren innerhalb von 15 Monaten 74 Patienten mit akuter oder chronischer Arsenvergiftung identifiziert, die offensichtlich durch chinesische Arzneien verursacht wurden. Für den Großteil war die so genannte „Sin Lak Asthma Pille“ verantwortlich, von der durchschnittlich 10,3 mg Arsen in Form von Arsensulfid aufgenommen wurden (wobei zu hinterfragen ist, inwieweit Verunreinigungen mit anderen Arsenverbindungen eine Rolle spielten). Mindestens 2 Patienten hatten die klassische Rezeptur liu shen wan eingenommen, die aber nicht das übliche Arsensulfid enthielt, sondern das besonders toxische Arsentrioxid, in einer Menge von gerade einmal 3,3 mg pro 10 Pillen. Die 74 Patienten wiesen typische Symptome einer Arsenvergiftung auf: Fast alle hatten Hautveränderungen (u.a. Hyperpigmentation, Hyperkeratose, toxische Erythrodermie und exfoliative Dermatitis, 5 hatten Hautkrebs), die Hälfte hatte neurologische Symptome (u.a. Polyneuropathie, Tremor, milde bis moderate, aber auch schwere Psychosen), ferner fanden sich gastrointestinale Symptome und Anämie. Zwei Patienten hatten Plattenepithelkarzinome der Lunge, woran sie auch starben [5].

Das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Realgar ist negativ, vor allem wegen möglicher Verunreinigungen, Unwägbarkeiten in der Handhabung und möglicher Langzeitfolgen, daher ist die Substanz mit unseren Sicherheitsanforderungen nicht vereinbar. Das gilt auch für die externe Anwendung, weil in Realgar enthaltenes Arsentrioxid 10mal besser über die Haut resorbiert wird als bei oraler Aufnahme [6].

 Literatur:

  1. Chinese Pharmacopoeia Commission. Pharmacopoeia of the People's Republic of China. Vol. I. Beijing: People's Medical Publishing House, 2005
  2. Scheid V, Bensky D, Ellis A and Barolet R. Formulas & Strategies. 2nd ed. Seattle, WA: Eastland Press, 2009
  3. Zhu TZ. [Analysis of the toxicity of Chinese mineral medicine] (in Chinese). Zhejiang Zhongyi Zazhi 1986;21:354-356
  4. Dekant W, Vamvakas S. Toxikologie. Eine Einführung für Chemiker, Biologen und Pharmazeuten. 2. Aufl. München: Elsevier GmbH, 2005
  5. Tay CH, Seah CS. Arsenic poisoning from anti-asthmatic herbal preparations. Med J Aust 1975;2:424-8
  6. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
Strychni Semen ma qian zi

Dieses ist der Samen der gewöhnlichen Brechnuss (Strychnos nux-vomica), das daraus gewonnene „Nux vomica“ ist u.a. aus der Homöopathie bekannt. Der Samen enthält das Nervengift Strychnin, das früher auch bei uns sowohl therapeutisch wie auch als Rattengift verwendet wurde. Wegen der geringen therapeutischen Breite ist die Gefahr von Vergiftungen groß. In der Chinesischen Medizin wird/wurde eine präparierte Form mit reduzierter Toxizität eingesetzt. Die Dosierung wird mit 0,3 bis 0,6 g in Pillen und Pulvern angegeben, die für den Menschen tödliche Dosis mit 4 bis 12g [1]. Aus der Zeit, als Strychnin in westlichen Ländern verwendet wurde, sind viele Vergiftungen bekannt geworden, darunter 189 tödlich verlaufende allein im Jahr 1928 [2]. In einem Fallbericht aus Hongkong wurde die Einnahme einer Dosis von zweimal 7,5 g innerhalb von 7 Stunden überlebt, was vom Autor als ungewöhnlich angesehen und darauf zurückgeführt wurde, dass die Droge präpariert war und dass die anderen im Dekokt enthaltenen Drogen die Toxizität verringert haben könnten [3].

Da die therapeutische Breite von Strychni Semen gering und das Gift in der Rohdroge oder einem nicht-standardisierten Extrakt unzureichend steuerbar ist, ist Strychni Semen heute in dieser Form nicht mehr zeitgemäß, was seinen Einsatz als standardisiertes Produkt nicht ausschließen müsste.

Literatur:

  1. Bensky D, Clavey S and Stöger E. Chinese Herbal Medicine. Materia Medica. 3th ed. Seattle: Eastland Press, 2004
  2. Heiser JM, Daya MR, Magnussen AR, et al. Massive strychnine intoxication: serial blood levels in a fatal case. J Toxicol Clin Toxicol 1992;30:269-83
  3. Chan TY. Herbal medicine causing likely strychnine poisoning. Hum Exp Toxicol 2002;21:467-8
Tripterygii wilfordii Radix lei gong teng

Tripterygium wilfordii ist sehr toxisch, viele Todesfälle gehen darauf zurück. Schon der Genuss von Honig, der Pollen dieser Pflanze enthält, soll dafür ausreichen. Laut einem Bericht über einen Vergiftungsfall, der durch ein mit Leitungswasser aus der Pflanze in Eigenregie hergestelltes Getränk zustande kam, traten bei einem 36jähirgen Mann innerhalb von 3 Tagen folgende typische Symptome auf: starkes Erbrechen, wässriger Durchfall, Leukopenie, Thrombozytopenie, Hämokonzentration, erhöhte Nierenretentionswerte, metabolische Azidose und trotz forcierter Therapiemaßnahmen schließlich Anurie, Herzrhythmusstörungen, hypovolämischer Schock und Tod [1]. Auch perse neurologische Störungen können auftreten. Unter Mäuseembryonen, die mit einem traditionell hergestellten wässrigen Extrakt behandelt wurden, kam es zu einer hohen Rate von Missbildungen [2]. Die Droge wurde 2000 aus der chinesischen Pharmakopöe gestrichen.

Um die Verträglichkeit zu verbessern, wurden ab den 70’er Jahren verschiedene Spezialextrakte entwickelt. Die zwei wichtigsten zeigten in Studien eine ausgeprägte Immunsuppression und therapeutische Wirksamkeit bei rheumatischen und Auto­immunerkrankungen, sowie bei der Unterdrückung der Abstoßungsreaktion nach Nierentransplantation. Doch auch diese Abwandlungen zeigten eine erhebliche Rate von Nebenwirkungen: Häufig waren Durchfälle und Hautausschläge, bis zu 18 % der behandelten Frauen erlitten eine Amenorrhö. In mehreren Fällen kam es zu Leukopenie, Thrombozytopenie, vereinzelt zu Blutungen in der Menopause, in einem Fall zu einer aplastischer Anämie. Fünf von 14 Frauen mit Amenorrhö hatten 7 Monate nach Absetzen des Extrakts ihre Regel noch nicht wiedererlangt [3]. Bei Männern führte der so genannte „GTW“-Extrakt in nur einem Drittel der üblichen Dosis zu Infertilität infolge reduzierter Dichte und aufgehobener Motilität der Spermien [4], so dass dieser auch als Kontrazeptivum bei Männern eingesetzt wurde. Bei Mäusen kam es in vergleich­barer Dosierung zu einer erheblichen Rate fehlgebildeter Spermien [4]. Ein Review beurteilt das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Extrakte trotz deutlicher Wirkungen bei rheumatoider Arthritis als negativ [5]. Auch wenn man die Anwendung der Spezialextrakte bei schweren Erkrankungen als gerechtfertigt ansehen mag, ist bei ihrem Einsatz wegen des engen therapeutischen Bereichs große Vorsicht geboten, und das Nebenwirkungsspektrum ist nicht ausreichend zu übersehen. Wegen möglicher teratogener Wirkungen muss bei Frauen eine Schwangerschaft zwingend ausgeschlossen werden.

Literatur:

  1. Chou WC, Wu CC, Yang PC and Lee YT. Hypovolemic shock and mortality after ingestion of Tripterygium wilfordii hook F.: a case report. Int J Cardiol 1995;49:173-7
  2. Chan WY, Ng TB. Adverse effect of Tripterygium wilfordii extract on mouse embryonic development. Contraception 1995;51:65-71
  3. Gu CX. [Cause of amenorrhea after treatment with tripterygium wilfordii F] (Chinese with English abstract). Zhongguo Yi Xue Ke Xue Yuan Xue Bao 1989;11:151-3
  4. Qian SZ. Tripterygium wilfordii, a Chinese herb effective in male fertility regulation. Contraception 1987;36:335-45
  5. Canter PH, Lee HS and Ernst E. A systematic review of randomised clinical trials of Tripterygium wilfordii for rheumatoid arthritis. Phytomedicine 2006;13:371-7