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Daihuang ©Erich Stöger

 In der folgenden Übersicht finden Sie in alphabetischer Reihenfolge Drogen der Chinesischen Arzneimitteltherapie,die nach dem aktuellen Wissensstand als obsolet bezeichnet werden.

Hierbei handelt es sich um rotes Bleioxid (Pb3O4) als natürlich vorkommendes Mineral. Die Dosis wird mit 0,3 bis 0,6 g in Pillen oder als Pulver angegeben, die maximale Einzeldosis mit 1,5 g [1]. Überwiegend wird/wurde es aber zur externen Anwendung eingesetzt. In der chinesischen Pharmakopöe ist es nicht aufgeführt. Es gibt verschiedene Berichte über Bleivergiftungen unter Minium. Darunter ist auch ein Todesfall, der nach 13 Tagen unter einer täglichen Dosierung von 1,5 g per os auftrat [2].

Lithargyrum besteht hauptsächlich aus Bleioxid (PbO), weitere mögliche Bestandteile sind Bleidioxid (PbO2), metallisches Blei, Aluminium, Silizium, Eisen, Calcium, Magnesium und Siliziumdioxid (SiO2), die orale Dosis wird mit 0,3 bis 0,9g angegeben [1]. Überwiegend wird/wurde es zur externen Anwendung eingesetzt. In der aktuellen Chinesischen Pharmakopöe ist es nicht enthalten.

Bei Cinnabaris handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Mineral, das Quecksilber­sulfid (HgS) enthält. Dieses wird sehr schlecht resorbiert. Autoren auch aus heutiger Zeit spielen teilweise das Risiko herunter und behaupten, es werde gar nicht resorbiert und sei daher unschädlich. Wenn es gar nicht resorbiert würde, stellt sich die Frage, wie es denn eine Wirkung entfalten sollte. Tatsächlich werden bei oraler Aufnahme knapp 0,2% resorbiert, die sich zum großen Teil in der Niere anreichern. Ins Gehirn gelangt etwa ein Zehntel dieser Menge. Über die Aufnahme über die Haut ist wenig bekannt [1].

Hierbei handelt es sich um Quecksilberchlorid (Hg2Cl), die Dosis wird heute mit 0,1 bis 0,2g 1 bis 2mal täglich angegeben [1]. Als hochreines Produkt hat es eine relativ geringe Toxizität, da es schlecht in Wasser löslich ist. Unter Einwirken von Licht oder durch Erhitzen in Lösung zerfällt es in Hg und hochtoxisches HgCl2 [2] und ist daher deutlich gefährlicher als Cinnabaris.

Borax oder Natriumtetraborat, chemische Formel Na2B4O7·10H2O, ist das Natriumsalz der Borsäure (H3BO3). Die Dosis wird mit 1,5 bis 3 g angegeben [1]. In der chinesischen Pharmakopöe ist es nicht enthalten. Borsäure, die toxikologisch mit Borax vergleichbar ist [2], wurde auch in westlichen Ländern bis in die 70er Jahre medizinisch verwendet, vor allem zu antiseptischen Zwecken, üblicherweise als 5%ige wässrige Lösung.

Wegen ihrer schwachen Wirkung mit schmalem Wirksamkeitsspektrum und der Möglichkeit akuter und chronischer Vergiftungen wurde diese Verwendung weitestgehend verlassen. Seit 1891 wurde über mehr als 170 schwere Borintoxikationen berichtet, von denen 91 tödlich verliefen [3]. Die minimale humanlethale Dosis wird für Erwachsene zwischen 15 und 20 g angegeben, für Kinder mit 3 bis 5 g. Wiederholte kleine Dosen sollen gefährlicher sein als eine einzige akute Aufnahme [4]. Symptome der chronischen Boraxvergiftung sind relativ unspezifisch: Haarausfall, Anämie, Menstruationsstörungen, Hautveränderungen Appetitverlust, Erbrechen, chronische Diarrhö, schließlich kann es zu Anfällen und zum Tode kommen.

Auch bei äußerlicher Anwendung können Vergiftungen auftreten. Durch die intakte Haut werden Borax und Borsäure nur wenig resorbiert. Anders verhält es sich bei verletzter oder entzündeter Haut. In einer Zusammenstellung aller bis dahin veröffentlichten Vergiftungsfälle durch Borax bzw. Borsäure aus dem Jahre 1962 finden sich 83 Todesfälle. Von diesen waren 23 durch Anwendung von Borsäure, meist als Pulver, auf die Haut der Windelregion von Säuglingen hervorgerufen worden, 35 durch Unfälle, d.h. Verwechslungen, und 25 Fälle durch medizinische Anwendungen. Unter diesen waren nur 2 durch orale Zufuhr, 8 durch Spülen von Körperhöhlen, Wunden, Abszessen und dergl. und 6 durch die externe Behandlung von Verbrennungen verursacht worden [5].

Borax ist wegen seiner geringen therapeutischen Breite auch im Rahmen der Chinesischen Medizin als obsolet anzusehen [1].

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